Editorial
Wahlverwandtschaften
Die Salzburg Biennale: das neue Festival für Neue Musik in der Mozartstadt. Erstmals bilden die wesentlichen Salzburger Veranstalter zeitgenössischer Musik eine gemeinsame Plattform. Die erste Biennale findet an vier Wochenenden im März 2009 statt.
Vier große Musiker unserer Zeit stehen im Mittelpunkt. Vier stilbildende Komponisten aus drei Kontinenten. Musik, ja die Kunst im Allgemeinen eignet sich besonders gut dazu, den derzeit viel beschworenen Dialog der Kulturen der Welt sinnvoll und einander befruchtend zu führen, Horizonte zu erweitern und Gräben zu überbrücken. Die zeitgenössische abendländische Musik ist offener denn je für die Musik des Morgenlands. Musiker der Gegenwart schließen Wahlverwandtschaften mit klingenden Kulturen jenseits der alten Grenzen zwischen Westen und Osten, zwischen so genannter Klassik und der Musik der Völker. Westlich ausgebildete Komponisten aus dem Fernen Osten finden zu ihren Wurzeln. Darum treffen sich bei der Salzburg Biennale der Wahlösterreicher Beat Furrer mit dem aus maurischen Quellen gespeisten spanischen Flamenco, der US-Amerikaner Steve Reich mit balinesischer Gamelanmusik, der Japaner Toshio Hosokawa mit der traditionellen Musik seiner Heimat und der Schweizer Klaus Huber mit arabischen Klangwelten.
Internationale Ensembles aus beiden Welten und führende Salzburger Kollektive begegnen einander bei der Salzburg Biennale. Die alten und die neuen Räume der Universität und der Internationalen Stiftung Mozarteum sowie das Republic bieten den festlichen Rahmen.
Parallel zur ersten Salzburg Biennale wird die Galerie Thaddaeus Ropac eine Ausstellung zeigen, die sich mit außereuropäischen Einflüssen auf die bildende Kunst auseinandersetzt. In der Ausstellung werden Arbeiten von Georg Baselitz, Not Vital, Wolfgang Laib, Philip Taaffe, Francesco Clemente und Alex Katz gezeigt. Ziel der Ausstellung ist, jedem Künstler einen Raum zu widmen und dort seine Arbeit in Gegenüberstellung von Objekten außereuropäischer Kulturen zu zeigen. Dabei sollen wichtige Referenzen eines Werkes offen gelegt werden und dazu beitragen, das Werk in einem neuen Licht zu sehen.
Das Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO zeigt als Rahmenprogramm eine Filmreihe, die sich mit den Bilderwelten jener Länder auseinandersetzt, welche die Salzburg Biennale 2009 in den Mittelpunkt rücken wird.
Mit filmischen Beiträgen aus Indonesien, den arabischen Ländern, Japan und Spanien soll ein kleiner Einblick in das aktuelle und jüngste Filmschaffen gewährt und gleichzeitig neue Blickwinkel eröffnet werden: Eine Filmoper aus Indonesien, Anime-Filme aus Japan, ein Wüstenepos aus dem arabischen Raum sowie Pedro Almodóvar als Vertreter des neuen spanischen Kinos veranschaulichen die kulturelle Vielfalt, den Themenreichtum, Tradition und Moderne aus der persönlichen Sicht ihrer Regisseure.
Hans Landesmann