Interkultureller Dialog in Bildern
Eine Filmreihe im Rahmen der Salzburg Biennale im Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO, März 2009
Auf Einladung des künsterischen Leiters der Salzburg Biennale, Dr. Hans Landesmann, zeigt das Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO als Rahmenprogramm eine Filmreihe, die sich mit den Bilderwelten jener Länder auseinandersetzt, welche die Salzburg Biennale 2009 in den Mittelpunkt gerückt hat.
Mit filmischen Beiträgen aus Indonesien, den arabischen Ländern, Japan und Spanien soll ein kleiner Einblick in das aktuelle Filmschaffen gewährt und gleichzeitig neue Blickwinkel eröffnet werden: Eine betörende Liebes-Oper aus Indonesien, eine furios inszenierte, historische Samurai-Geschichte des Meisterregisseurs Takeshi Kitano aus Japan, ein bildgewaltiges Porträt der Wüste und seiner Legenden aus dem arabischen Raum sowie ein andalusisches Epos über den Flamenco veranschaulichen die kulturelle Vielfalt, den Themenreichtum, Tradition und Moderne aus der persönlichen Sicht ihrer Regisseure.
VENGO
Frankreich/Spanien 2000; Regie/Buch: Tony Gatlif; Kamera: Thierry Pouget; Musik: Tomatito, Sheikh Ahmad Al Tuni, La Caita, Gritos de Guerra u.v.a SängerInnen und MusikerInnen aus Andalusien; mit: Antonio Canales, Orestes Villasan Rodriguez, Antonio Perez Dechent, Bobote, Juan Luis Corrientes u.a.; (35mm; Farbe; 90min; spanische OmU).
»VENGO ist ein Schrei, ein Gesang, ein Loblied auf das Leben, die Liebe, die Trauer und den Preis des Blutes. Eine Hymne auf den mediterranen Süden«, so beschreibt Tony Gatlif sein andalusisches Epos über den Flamenco.
Im tiefsten spanischen Süden lebt Caco im Kreis seines Clans. In seiner Familie herrscht große Trauer über den Tod von Cacos Tochter. Caco selbst scheint daran zu zerbrechen, lediglich ausgelassene Feste, Frauen und der Flamenco lassen ihn den Schmerz für kurze Zeit vergessen. Caco macht die Familie Caravaca für den Tod seiner Tochter verantwortlich. Und der Ehrenkodex der Familie schreit nach Blutrache. Der Versuch, sich aus diesem Schicksal zu befreien, scheitert. Im Rhythmus des Flamenco wird dem Schmerz Luft gemacht.
VENGO ist, wie Tony Gatlifs preisgekrönter Film GADJO DILO (1997), ein zutiefst authentischer und intensiver Film über Menschen und ihre kulturelle Verwurzelung. Geballte Lebenslust, aber auch Schmerz und Leid vereinen sich im Flamenco und spiegeln damit das Herz andalusischer Kultur wieder.
Spieltermine: 5. – 8. März 2009 16.40 Uhr
Matinee: 15. März 12.15 Uhr
OPERA JAWA
Indonesien/A 2006; Regie: Garin Nugroho; Buch: Garin Nugroho, ArmanTono; Kamera: Teoh Gay Hian; Musik: Rahayu Supanggah; mit: Artika Sari Devi, Martinus Miroto, Eko Supriyanto, I Nyoman Sura, Retno Maruti u.a.; (35mm; 120min; jawan. OmU)
Der indonesische Regisseur Garin Nugroho, der bereits für die Vielfalt seiner erzählerischen Stile und die mutige Bewältigung umstrittener Themen bekannt ist, hat mit dem Film OPERA JAWA seinen vielleicht klarsichtigsten Film geschaffen. Der Film feiert traditionelle Formen von Gamelan-Musik, Tanz und Performances und verbindet diese mit zeitgenössischen Gesangs- und Tanzstilen sowie mit Drehorten, die moderne Installationskünstler transformiert haben. Dabei hat er eine neue Form des Musicals ins Leben gerufen, eine „Oper“ für das 21. Jahrhundert. Wie geschaffen also für die Reihe der New Crowned Hope-Filmvorführungen.
OPERA JAWA adaptiert eine der berühmtesten Geschichten des großen Klassikers der indischen und südostasiatischen Literatur, dem „Ramayana“. Es ist die Geschichte eines leidenschaftlichen Liebesdreiecks: Die schöne Siti und ihr Ehemann betreiben eine Töpferei, aber die Dinge laufen nicht so, wie sie sollten, und als ihr Mann Setio fort ist, versucht der mächtige und skrupellose Händler Ludiro sie zu verführen. Siti verfängt sich in den Stricken eines Konflikts, der sich unausweichlich zu Gewalt entwickelt. Mit bewundernswerten Leistungen seiner drei Hauptdarsteller und dazu den Kompositionen des berühmtesten Gamelan-Maestros Rahayu Supanggah, hat Nugroho einen Film geschaffen, dem es auf erstaunliche Weise gelingt, freudig multikulturellen Selbstausdruck zu feiern und zugleich ein Requiem über den Schmerz zu sein.
Der indonesische Film OPERA JAWA von Garin Nugroho ist ein betörendes Gesamtkunstwerk, das u.a. Elemente der Gamelan-Oper, javanische Gesänge und Tänze mit moderner Rauminstallation vereint sowie eine Liebesgeschichte aus dem Ramayana-Epos zu einer Musical-Oper für das 21. Jahrhundert entwickelt.
Spieltermine: 13. – 15. März 2009 16.00 Uhr
Matinee: 22. März 12.15 Uhr
ZATOICHI
DER BLINDE SAMURAI
Japan 2003; Regie/Buch: Takeshi Kitano; Kamera: Katsumi Yanagijima; Schnitt: Takeshi Kitano; Musik: Keicchi Suzuki; mit: Takeshi Kitano, Tadanobu Asano, Michiyo Ogusu, Yui Natsukawa, u.a.; (35mm; Farbe; 116 Min; OmU)
Japan im 19. Jahrhundert: Zatoichi ist ein Blinder auf Reisen, der sein Leben als Berufsspieler und Masseur verdient. Doch hinter seinem bescheidenen Äußeren verbirgt sich ein Meister des Schwertkampfs. Als es ihn in ein Dorf verschlägt, das von Banden terrorisiert wird, mischt Zatoichi alle Gegenspieler mit seiner außergewöhnlichen Kunst auf.
In seiner elften Regiearbeit wagt sich der japanische Meisterregisseur Takeshi Kitano erstmals an einen historischen Samuraistoff und bringt einen der legendärsten japanischen Schwertkämpfer zurück auf die Leinwand: den blinden Zatoichi, der in Japan von 1962 bis 1989 in vielen Filmen und Fernsehauftritten legendären Status erlangte.
In seinem prächtigen Actionfilm inszeniert Takeshi einen furiosen Schwertkampf nach dem anderen, wie man sie noch nie auf der Leinwand gesehen hat. Gleichzeitig verabsäumt es der Filmemacher in seiner Verbeugung vor Kurosawas Klassikern "Die sieben Samurai" und "Yojimbo" nicht, Augen zwinkernden Humor und unerwartete Handlungswendungen einzubauen, die dazu beitragen, dass ZATOICHI ohne Zweifel als eines der Highlights des Kinojahres 2004 in Erinnerung bleiben wird.
"Blutrotes Action-Painting, steppende Reisbauern, feinstes Cross-Dressing, absurd-komische Kampfsport-Einlagen und ein fulminantes tänzerisches Finale." (Der Standard)
Spieltermine: 20. – 22. März 2009 16.15 Uhr
Matinee: 29. März 12.15 Uhr
BAB’AZIZ
DER TANZ DES WINDES
Tunesien 2005; Regie/Buch: Nacer Khemir; Kamera: Mahmoud Kalari; Musik: Armand Amar; Schnitt: Isabelle Rathery; mit: Parviz Shahinkhou, Maryam Hamid; (35mm; Farbe; 98 Min; arab./pers. OmU)
Ishtar und ihr blinder Grossvater Bab’Aziz sind auf der Reise durch die Wüste, auf der Suche nach dem grossen Sufi-Treffen, das nur alle dreissig Jahre stattfindet. Bab’Aziz unterhält seine Enkeltochter dabei mit Märchen, die aus 1001 Nacht stammen könnten.
Der Tunesier Nacer Khemir taucht den Kinogeher in eine mystische Welt und zeichnet ein verblüffendes Porträt der Wüste und seiner Legenden. BAB’AZIZ ist zugleich ein Fest fürs Auge und eine Hymne aufs Erzählen und die Liebe.
Das Bild der arabischen Welt ist heute viel zu stark belastet durch Fanatismus und Gewalt, die ihre Wurzeln in der Intoleranz haben und im mangelnden Respekt vor der anderen Kultur. Eine Wechselwirkung wohlverstanden, die hin und her geht zwischen West und Ost und sich mit jeder Gegenbewegung verstärkt. Darunter leiden die kulturellen Beziehungen und die menschlichen, damit werden Vorurteile geprägt. Der Tunesier Nacer Khemir versucht, dem aufbauend etwas entgegenzuhalten. Der Erzähler von Geschichten aus dem arabischen Raum, der auch bei uns bekannt geworden ist und der mit dem märchenhaften Spielfilm «Le collier perdu de la colombe» einen der erfolgreichsten Filme aus dem arabischen Raum gestaltet hat, taucht ein in eine mystische Welt, die sich vom Iran bis in den Maghreb erstreckt und bis in den andalusischen Süden Spaniens, der 800 Jahre lang islamisch war. Er führt uns mit der Reise eines alten, blinden Derwischs und seiner Enkelin quer durch die unüberschaubaren Wüsten vor Augen, wie im Zentrum des Sufismus die Liebe steht, jenes Wort, für das sie arabische Sprache allein sechzig verschiedene Begriffe kennt.
Spieltermine: 27. – 29. März 2009 16.30 Uhr
Matinee: 5. April 12.15 Uhr