26. bis 29. März 2009
Die Seele muss vom Reittier steigen
KLAUS HUBER und Arabische Musik
Bei der Salzburg Biennale 2009, dem Festival für Neue Musik in der Mozartstadt, trifft der Schweizer Klaus Huber auf arabische Klangwelten.
Julien Jâlal Eddine Weiss (Frankreich/Syrien), Qânun, Künstlerische Leitung
Ziad Kadi Amin (Damaskus, Syrien), Ney (arab. Flöte)
Adel Shams El Din (Ägypten/Frankreich), Riqq (arab. Schlagwerk)
Predrag Katanic, Viola
Manuel de Roo, Gitarre
Klaus Huber, Klangregie
Omar Sarmini (Damaskus, Syrien), Gesang
Julien Jâlal Eddine Weiss (Frankreich/Syrien), Qânun, künstlerische Leitung
Ziad Kadi Amin (Damaskus, Syrien), Ney
Mohamed Qadri Dalal (Aleppo, Syrien), Ud (arabische Laute)
Ozer Ozel (Istanbul, Türkei), Ottomanisches Tamburin
Adel Shams El Din (Ägypten/Frankreich) – Riqq
Samir Odeh-Tamimi | Anín für acht Instrumentalisten
Amr Okba | For the sake of Allah! ...I deserve nothing less than Glory.
Für zwei Ensembles
Ensemble Al Kindi
Arturo Tamayo, Leitung
Julien Jâlal Eddine Weiss, Qânun
Shaker Ismail Hafez Hassanien, Rababa
Besetzung wie bei Konzert 1 oben
Amr Okba | Charon - pluto I für 76 Soloinstrumente
Igor Strawinsky | Petruschka (1. Fassung von 1911)
Dennis Russell Davies, Leitung
Walter Grimmer, Violoncello
Max Engel, Baryton
Kai Wessel, Countertenor
Hossam Mahmoud, Oud
Im Herzen liegt das Geheimnis des Lebens, im Ausatmen seine Kunst.
Der Geiger kommt aus der Welt der einen, der Komponist aus der Welt der anderen Sprache der Töne. Beide sind aber auch in die jeweils andere Sphäre gewandert und mit ihr vertraut. In diesem Konzert treffen sie einander im Land der grenzenlosen Klänge.
In Kooperation mit Land Salzburg
Franck Christoph Yeznikian | Harnischstriemen (Faltenachsen) für Cimbalom und Ensemble (UA)
Klaus Huber | Tempora, Violine mit Orchester (ÖEA)
Österreichisches Ensemble für Neue Musik
Arturo Tamayo, Leitung
Nicolas Hodges, Klavier
Frank Stadler, Violine
Luigi Gaggero, Cimbalom
„Die Seele muss vom Reittier steigen.“
Brian Ferneyhough, einer der vielen prominenten Schüler des Schweizer Komponisten Klaus Huber, schreibt über seinen verehrten Lehrer: „Jedes seiner Werke (ist) eine höchst individuelle Antwort auf eine klar fokussierte und technisch genau ausgefeilte Reihe von Sachverhalten und zugleich auch ein präzises, stets erneutes Nachdenken über das Verhältnis der zeitgenössischen Musiksprachen zur realen, unvollkommenen Welt, in die sie eingebettet sind.“ Ferneyhough spricht weiter von der „tiefen, natürlichen Introvertiertheit des Ausdrucks“ und der „unvergleichlichen Kontrolle der musikalischen Zeit.“ Hubers Kunst ist „humanistisch im doppelten Sinn: einerseits im Sinne der Treue zu traditionellen Konzepten des handwerklichen Könnens, anderseits im Sinne der beharrlichen Ansprüche, die er zu recht an die Musik als die letzte visionäre Vermittlerin eines hohen ethischen Bestrebens stellt.“ Hubers christlicher Glaube „bewegt ihn, sich direkt dem zuzuwenden, was er als die doppelte utopische Sendung der Musik sieht: den Zuhörer zur konkreten sozialen Reflexion anzuregen und eine hoffnungserfüllte Vision vom ‚rechten Leben’ zu verkörpern. (…) Es ist zu hoffen, dass Hubers einzigartige Kombination von Fragilität des Ausdrucks und beharrlicher Strenge der Ausführung“ weiterhin all jene bewegen wird, „die bereit sind, sich dieser Musik mit der umfassenden Geisteshaltung auszusetzen, aus der heraus sie geschrieben wurde.“ Anfang der 90er-Jahre begann sich Klaus Huber intensiv mit arabischer Musik zu beschäftigen. Huber dazu: „Unmittelbar ausgelöst durch den Golfkrieg, dessen verheerende Auswirkungen im Bewusstsein vor allem der jüngeren Generation ich mit Recht befürchtete – umfassende Remilitarisierung ihres Denkens und Fühlens – und der meine Kreativität beinahe zerbrach, hatte ich das starke Bedürfnis, mich einer Kultur zuzuwenden, die in den Augen der neuen Weltordnung zur Vertreterin des Bösen schlechthin geworden war.“ Der Komponist begann ein umfassendes Studium der klassischen arabischen Musik, wobei ihm bewusst wurde, dass diese die „abendländische Musikentwicklung ganz entscheidend geprägt, wenn nicht überhaupt erst ermöglicht“ habe. In der Folge hat Huber Berührungsfelder für die beiden Kulturen, Möglichkeiten der Begegnung, der Wieder-Begegnung geschaffen. Zwei der so entstandenen Stücke nach Texten zeitgenössischer Autoren aus dem Iran und Palästina werden an diesem Wochenende aufgeführt. Dazu kommen traditionelle arabische Musik sowie neue Werke junger, westlich ausgebildeter Komponisten aus Ägypten und Jordanien. Das Symphonieorchester der Universität Mozarteum und das Mozarteum Orchester Salzburg spielen die Schlusskonzerte der Biennale 2009.
Klaus Huber
Klaus Huber, geboren 1924 in Bern, studierte nach dem Lehrerseminar Violine, Schulmusik und, bei Willy Burkhard, Komposition in Zürich sowie in Berlin bei Boris Blacher. 1959 kam bei den Weltmusiktagen der IGNM in Rom der internationale Durchbruch mit der preisgekrönten Kantate „Des Engels Anredung an die Seele“. In den folgenden Jahren unterrichtete Huber in Luzern und Basel, wo er 1968 die Meisterklasse für Komposition übernahm. 1970 erhielt er den Beethovenpreis der Stadt Bonn, 1973 wurde er als Nachfolger Wolfgang Fortners Professor für Komposition in Freiburg im Breisgau. Ab 1983 reiste er mehrmals nach Nicaragua, wo er mit Ernesto Cardenal zusammenarbeitete. Neben vielen Gastprofessuren (u.a. am IRCAM in Paris, in Helsinki, London, Genf, Siena, Berlin, Bremen, Lyon, Bergen und Sarajevo) entstand sein reichhaltiges Oeuvre. Seit 1990 führt Huber seine Lehrtätigkeit in freier Form weiter. 1998 gründete er die Konzertreihe „Musica insieme Panicale“ in Umbrien, 1999 erschienen seine Gesammelten Schriften „Umgepflügte Zeit“ in Köln, 2002 erhielt er den Friedenspreis der Villa Ichon, Bremen. Klaus Huber ist Mitglied der Kunstakademien von Bayern, Berlin und Mannheim, Ehrenmitglied der IGNM und Ehrendoktor der Universität Strasbourg. Sein Gesamtwerk liegt in der Paul Sacher Stiftung in Basel. Er lebt in Bremen und in Panicale in Umbrien.