Donnerstag, 17. März 2011
Szenenwechsel IV - 19.30 Uhr
György Kurtág | Kafka-Fragmente
In Zusammenarbeit mit dem Réseau Varèse und dem Landestheater Salzburg
Salome Kammer, Stimme
Carolin Widman, Violine
Regie: Antoine Gindt
Bühne/Licht: Klaus Grünberg
Mit freundlicher Unterstützung des Institut Français d'Autriche
Eine Stunde Musik, 40 kleine Stücke für Stimme und Geige, von aphoristischer Kürze, äußerster Dichte und großer expressiver Kraft - das sind die Kafka-Fragmente von György Kurtág. In einem Einführungstext für eine Aufführung bei den Salzburger Festspielen im Jahre 1993 hat Kurtág berichtet, wie es 1985 zur Komposition seines fünften Vokalzyklus‹ kam. Längere Zeit schon hatte er sich aus den Tagebüchern, Briefen und Nachlassfragmenten Kafkas kurze Abschnitte notiert, die ihm "komponierbar" erschienen. Als er die Arbeit an einem (bis heute nicht vollendeten) Klavierkonzert wegen einer Lehrverpflichtung unterbrechen musste, begann er eher beiläufig die Musik zu einigen der ausgewählten Fragmenten zu skizzieren. Kafkas Texte übten dabei eine unerwartete Sogwirkung aus: "Ihre Welt aus knappen Sprachformeln, erfüllt von Trauer, Verzweiflung und Humor, Hintersinn und so vielem zugleich, ließ mich für anderthalb Jahre nicht mehr los." Antoine Gindt und Klaus Grünberg haben erstmals den Versuch einer szenischen Deutung gewagt. Die beiden Protagonistinnen Salome Kammer und Carolin Widman haben das Werk mit Kurtág selbst erarbeitet und gewissermaßen das Qualitätssiegel des für seine Unnachgiebigkeit selbst in kleinsten Detailfragen der Interpretation bekannten Komponisten erhalten.
Carolin Widmann, Salome Kammer (Foto: Pascal Victor - ArtComArt)
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Donnerstag, 17. März 2011
Lichtspielmusik - 21.00 Uhr
Das Cabinet des Dr. Caligari
Mit Live-Musik von Thierry Zaboitzeff [ÖEA]
Thierry Zaboitzeff: Komposition, Cello, Bass, Gitarren, Keyboards, Perkussion, Vocals, Samples, Computer
In einer kleinen nordwestdeutschen Stadt namens Holstenwall findet eines Tages ein Jahrmarkt mit allerlei Attraktionen statt. Der zwielichtige Schausteller Dr. Caligari, der den Somnambulen Cesare zur Schau stellen möchte, wird bei der Beschaffung seiner Lizenz von einem Beamten von oben herab behandelt. Am nächsten Morgen wird dieser ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Dies ist der Beginn einer mysteriösen Mordserie, die die Stadt in Angst und Schrecken versetzt...
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Freitag, 18. März 2011
Zoom III - Dieter Schnebel - 18.30 Uhr
John Cage | Lecture on nothing
Dieter Schnebel, Sprecher
"I have nothing to say and I am saying it" so beginnt einer der radikalsten und berühmtesten Texte der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts, der Vortrag über Nichts von John Cage. Zwei Jahre, bevor er mit seinem Stück 4'33'' schockierte, einem Plädoyer für die Stille, einem Werk des Nicht-Klingens, gleichwohl musikalisch streng dreiteilig komponiert, gab er dem Nichts einen verbalen Rahmen. "Struktur ohne Leben ist tot. Aber Leben ohne Struktur ist nicht wahrzunehmen." Dieter Schnebel, viele Jahre mit Cage befreundet, spricht den Text in der kongenialen Übertragung von Ernst Jandl.
Eintritt frei
Dieter Schnebel (Foto: Andersen)
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Freitag, 18. März 2011
Zoom III - Dieter Schnebel - 19.30 Uhr
Dieter Schnebel | Mild und leise (Bachmann-Gedichte II) für Altstimme und Kammerensemble [ÖEA]
oenm . oesterreichisches ensemble für neue musik
Johannes Kalitzke, Dirigent
Susanne Otto, Alt
Dieter Schnebel schrieb zwei Zyklen für Altstimme und Ensemble auf Gedichtentwürfe von Ingeborg Bachmann, die dem Buch "Ich weiß keine bessere Welt", einer Sammlung aus dem Nachlass der Dichterin, entnommen sind. "Mild und leise" ist ein Zitat aus dem Schlussgesang der Isolde aus Wagners Tristan und tatsächlich wimmelt es in den Bachmann Gedichten nur so von Wagner-Zitaten. Sie stehen im Widerspruch zu Sprache und Inhalt der Gedichte und spiegeln - so Schnebels Lesart, die sich in der musikalischen Umsetzung manifestiert - die innere Zerrissenheit der Dichterin, ihre Lebenskrise nach der Trennung von Max Frisch. Die Texte des ersten Zyklus hingegen sind Liebesgedichte, von gänzlich anderer Grundstimmung, sie handeln von der Liebe zu einem Schwarzen und gipfeln in dem emphatischen Ausruf "terra nova, africa, ultima speranza". Die beiden Zyklen, zwischen deren Entstehung sieben Jahre liegen, erklingen nun erstmals in Österreich.
oenm . oesterreichisches ensemble für neue musik
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Freitag, 18. März 2011
Focus V - 22.00 Uhr
Mario Lavista | Reflejos de la noche
Elliott Carter | Streichquartett Nr.5
Georges Crumb | Black Angels
Pacifica Quartet
Simin Ganatra, Violine
Sibbi Bernhardson, Violine
Masumi Per Rostad, Viola
Brandon Vamos, Violoncello
Das an der amerikanischen Westküste beheimatete Pacifica Quartet wurde 1994 gegründet und erlangte mit bedeutenden Kammermusik-Preisen sehr schnell internationale Anerkennung. Neben einem umfangreichen Konzertkalender in den Vereinigten Staaten macht sich das Quartett zunehmend einen Namen in den Musikzentren Europas, Australiens und Asiens. Große Aufmerksamkeit bekam das Quartett für seinen Zyklus aller fünf Streichquartette von Elliott Carter, den es nicht nur vielerorts in den USA, sondern auch in Tokyo und beim Edinburgh International Festival mit überwältigendem Erfolg aufführte und der bei Naxos American Classics auf CD erschienen ist. Das Pacifica Quartet versteht sich mit zahlreichen Kompositionsaufträgen und Uraufführungen auch als Fürsprecher für zeitgenössische Musik.
Pacifica Quartet (Foto: www.pacificaquartet.com)
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Samstag, 19. März 2011
Zoom III - Dieter Schnebel - 16.00 Uhr
Arnold Schönberg | Nr.1–3 aus: Vier Stücke für gemischten Chor op.27
Dieter Schnebel | amn aus: "Für Stimmen…Missa est"
Alban Berg | Choral "Es ist ein Reis entsprungen"
Dieter Schnebel | Behütet. Psalm 121 für Chor(2010), UA - Auftragswerk der Salzburg Biennale
Franz Schubert | Wehmut für 4 Männerstimmen
Anton Webern | Entfieht auf leichten Kähnen op.2b
Franz Schubert | Gesang der Geister über den Wassern
Gustav Mahler | Die zwei blauen Augen (in der Bearbeitung von Clytus Gottwald)
Helmut Lachenmann | Consolation II
Klaus Lang | das weiß im gesicht (2010), UA - Auftragswerk der Salzburg Biennale
Beat Furrer | Psalm für achtstimmigen Chor a cappella
Arnold Schönberg | De profundis – Psalm 130op.50B
Schola Heidelberg
Walter Nußbaum, Dirigent
Als Dieter Schnebel von Profession und Berufung gleichermaßen Theologe wie Musiker 1999 den Europäischen Kirchenmusikpreis erhielt, sprach er in seiner Dankesrede über Tradition und Fortschritt, rekurrierte auf einen theologischen Begriff von Tradition im Sinne von Empfangen und Weitergeben. Es ginge einmal darum, das Überkommene aufzunehmen, anzunehmen, seine Gehalte verinnerlichend zu bewahren, zum anderen aber darum, dieses Überkommene weiterzuführen, anderen zu übertragen und übersetzen - was zugleich ein Überschreiten beinhalte: nicht bei dem stehenbleiben was ist, sondern es aufheben als ein Lebendiges und es grenzüberschreitend weiterreichen. In diesem Sinne ist auch unser Programm mit geistlicher Vokalmusik aus zwei Jahrhunderten komponiert - Tradition und Fortschritt nicht als Gegensätze, sondern lebendige Einheit
Schola Heidelberg (Foto: www.klanghd.de)
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Samstag, 19. März 2011
Szenenwechsel V - 19.30 Uhr
GrauSchumacher pianoduo
Andreas Grau, Götz Schumacher, Klavier
Stephan Boehme de Marco, Video
In der Nachtmusik Klavier-Kosmos navigieren zwei Pianisten an im Raum verteilten Flügeln durch visionäre Flugbahnen, Portraits von Planeten und Sternzeichen, entworfen von den tastenden Sternsuchern George Crumb, György Kurtág, Olivier Messiaen, Béla Bartók, Peter Eötvös und Karlheinz Stockhausen. Das spiegelbildlich konzipierte Programm durchläuft dabei einen siebzigminütigen Kreis, die imaginäre Phantasiereise streift in ihrer weiten Ausholbewegung nicht nur die verschiedensten Himmelskörper, sondern führt dabei auch nach innen, in ein ganz persönliches, unergründliches Universum, das introspektiv ausgeleuchtet, quasi klingend ans Licht geholt wird.
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Samstag, 19. März 2011
Sonderveranstaltung - 22.00 Uhr
Sina Moser, "Simon S. goes Hollywood oder das Genie Simon Stampfer" (DE, 2011)
Filmpremiere
In Zusammenarbeit mit dem Filmkunsthaus Das Kino Salzburg.
Sina Moser, Idee/Kamera/Schnitt
B.O.A. Filmkunst München, Tonbearbeitung
mit Otto Beck, Franz Schlager, Juliane Miloletzky, Helmut Heuberger, Christian Strasser
Porträt über den fast vergessenen österreichischen Physiker, Mathematiker und Filmpionier Simon Stampfer, der im Jahr 1833 die stroboskopische Scheibe erfindet. Der Film erzählt von der steilen Karriere Stampfers, der vom Hirtenbub zum Professor am k.k Polytechnischen Instistut (heutige Technische Universität) in Wien avanciert. Als Otto Beck ein Lehrer und Maler auf die Scheibe stößt, bringt er unermüdlich die Nachbildwirkung und den stroboskopischen Effekt Schülern und Erwachsenen näher. Skizzenhaft werden Herkunft Stampfers und einige seiner Erfindungen, die bis auf den heutigen Tag ihre Bedeutung nicht verloren haben nachgezeichnet, wie zum Beispiel die Erfindung des Optometers ...
„Stampfer und Plateau konnten nicht erahnen, welch großer Industriezweig die Kinematografie einmal werden sollte“
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Sonntag, 20. März 2011
Focus VI | Zoom III - Dieter Schnebel - 11.00 Uhr
Franz Schubert | Streichquartett Nr.2 C-Dur
Anton Webern | Streichquartett op.28
Dieter Schnebel | 1. Streichquartett
Quatuor Diotima
Naaman Sluchin, Violine
Yun-Peng Zhao, Violine
Frank Chevalier, Viola
Pierre Morlet, Violoncello
Seinen Namen hat das Diotima Quartett einem Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts, Luigi Nonos einzigem Streichquartett Fragmente, Stille. An Diotima entlehnt und damit gleichzeitig das starke Engagement der Quartettmitglieder für die Musik unserer Zeit betont, die im Repertoire des Ensembles gleichberechtigt neben der klassischen und romantischen Streichquartettliteratur steht. So hat das Quartett in den letzten Jahren unter anderem Werke von Brice Pauset, James Dillon, Hanspeter Kyburz und Misato Mochzuki uraufgeführt und - noch wichtiger - immer wieder im Konzert gespielt. Musik von Helmut Lachenmann, Luigi Nono und Dieter Schnebel sind auf CD veröffentlicht und wurden vielfach preisgekrönt. Das Diotima Quartett war bereits bei der ersten Salzburg Biennale 2009 zu Gast.
Quatuor Diotima (Foto: Thibault Stipal)
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Sonntag, 20. März 2011
Lichtspielmusik V - 19.30 Uhr
Nosferatu – eine Symphonie des Grauens
von Friedrich Wilhelm Murnau
Mit der Musik von José Maria Sanchez-Verdú
oenm . oesterreichisches ensemble für neue musik
José Maria Sánchez-Verdú, Dirigent
NN, Stimmen
Nosferatu, 1922 von Friedrich Wilhelm Murnau gedreht, ist der erste Vampirfilm der Geschichte und prägend für das Genre. Der hier geschilderte Einbruch des Dämonischen in die bürgerliche Idylle ist lesbar als ein Spiegel der kollektiven Ängste in den frühen Jahren der Weimarer Republik. Von seinen alptraumhaften Visionen geht noch immer eine verstörende
Wirkung aus. Rund zwei Dutzend Verfilmungen des Dracula-Stoffes sind seither entstanden - so drehte Werner Herzog mit Klaus Kinski seinen zwischen Hommage und Remake oszillierenden Nosferatu, Elias Merhige ein fiktives Making-of - doch Murnaus Film ist und bleibt einer der besten. Der spanische Komponist José Maria Sánchez-Verdú greift verfremdete Bruchteile der Original-Musik Hans Erdmanns auf. Traditionelle Mittel filmischen Komponierens gewinnen bei Sánchez-Verdú ein Eigenleben jenseits gewohnter Muster, seine Musik erschließt die psychologischen Dimensionen des Films und lässt die Bilder-Symphonie Murnaus durch eine zeitgenössische Klangsprache neu und unmittelbar wirken.
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