cinnabar

Jeder Versuch, das Wesen eines Musikstücks zu beschreiben, müsse unweigerlich fehlschlagen, hat Rebecca Saunders einmal geschrieben. Es sei das »Unnennbare« in der Musik, das sie so fasziniere. Vielleicht, weil die Komponistin langatmige Erklärungen zu ihren Werken scheut, gibt sie ihnen Titel, die dem Hörer Hinweise geben. Oft sind es Farben, wie etwa das Zinnoberrot für cinnabar, ein Doppelkonzert für Violine, Trompete und Ensemble, oder Begriffe für Gefühlszustände wie fury oder choler, die eine Art metaphorische Assoziationsfläche anbieten, vor der sich ihre expressiven Klänge entfalten. Ebenso wichtig wie die physische Direktheit der instrumentalen Klänge ist ihr das Moment der Stille. »Ich stelle mir vor, dass vor Beginn einer Komposition die scheinbar leere Seite schon gefüllt, ja gesättigt ist mit Stille. Das bedeutet aber, dass jede Note, die ich in diese schon gefüllte Seite einfüge, absolut notwendig sein muss, um die Störung der schon bestehenden Einheit zu rechtfertigen. Ich muss also bei jedem neuen Klang das heikle Gleichgewicht zwischen Klang und Stille neu ausbalancieren.«