15:00 Uhr
Universität Mozarteum, Solitär
Ai limiti della notte
Gaspard le Roux Préludes non mesurés
Patricia Alessandrini Nachtgewächse
Salvatore Sciarrino Ai limiti della notte
Isabel Mundry Non mesuré – mit Louis Couperin II
Louis Couperin Prélude non mesuré
Salvatore Sciarrino Infinito nero – estasi di un atto
Jean-Henri d’Anglebert Prélude non mesuré
Hier kreuzen sich die Zeiten: die alte Musik beleuchtet die Neue, das Neue spiegelt sich im Alten. Neben Patricia Allessandrinis Komposition Nachtgewächse erklingt die zweite von Isabel Mundrys Couperin-Bearbeitungen, die dem Zyklus Schwankende Zeit entnommen wurden, in dem die Komponistin das Wechselspiel von historischen Einflüssen und gegenwärtiger Erfindung auslotet. Prélude non mesuré – Präludium ohne Taktangabe – ist eine musikalische Form, die hauptsächlich in der französischen Barockmusik für Cembalo verwendet wurde und dem Interpreten Freiheit in der rhythmischen Gestaltung einräumt. Marino Formenti übersetzt einige dieser kurzen Präludien auf den modernen Konzertflügel, ganz im Sinne von C.Ph.E.Bach: »Das Fantasieren ohne Tackt scheint überhaupt zu Ausdrückung der Affeckten besonders geschickt zu sein, weil jede Tackt-Art eine Art von Zwang mit sich führet.« Im Zentrum des Programms aber steht Salvatore Sciarrinos halbstündige Oper Infinito nero (Das unendliche Schwarz). Sie handelt von der religiösen Ekstase einer Hysterikerin aus dem 16. Jahrhundert, deren Visionen aufgeschrieben und so überliefert wurden. Sciarrino hat daraus ein Stück gemacht, in dem die Sprache, die Stimme und die Klänge genauso wichtig sind wie die Stille zwischen den Tönen. Auch sein Cellosolo Ai limiti della notte lehrt uns, dass die Grenzen des Hörbaren nicht die Grenzen dessen sind, was wahrgenommen wird.