Lichtspielmusik

Freitag, 4. März 2011
Lichtspielmusik I - 19.30 Uhr
Benedict Mason | Chaplin Operas
Live-Musik zu drei Stummfilmen von Charlie Chaplin
Easy Street
The Immigrant
The Adventurer
Ensemble Modern
Franck Ollu, Dirigent
Tora Augestad, Sopran
Ivan Ludlov, Bariton
Wer kennt und liebt nicht Charlie Chaplins wunderbare Stummfilme Easy Street, The Immigrant oder The Adventurer? In unserem Programm erklingt dazu jedoch nicht die originale Hollywoodmusik aus den 20er Jahren, sondern die von Benedict Mason 1988 geschriebenen Chaplin Operas. Zu Recht gelten sie inzwischen als Meilenstein in der Geschichte der Neuvertonung von Stummfilmen. Lassen wir den Komponisten selbst zu Wort kommen: "Film existiert heute als Unterhaltungsindustrie, die den Komponisten gewöhnlich auf Kosten des Geistes - wenig mehr als ein Taschengeld zu bieten hat. Die lebendigen und kreativen Möglichkeiten der Stummfilmmusik bedeuten dagegen ein ganz anderes Arbeitsfeld. Was Chaplins Kunst betrifft: sie ist so sehr zum Mythos geworden und ihre komödiantischen Einfälle so bekannt oder vorhersagbar, dass sie nicht mehr jener Musik bedarf, die sie bisher begleitete. Folglich schrieb ich eine Musik voller Mimikry und Turbulenz wie es dem generellen Charakter der Filmhandlung zukommt. Die drei Partituren haben eher einen ›Meta-Bezug zur Handlung als dass sie direkt Stellung nehmen. Sie weisen allerlei Geräuscheffekte auf, die durch den Einsatz eines E-Max-Samplers ironisch verfremdet werden und zur augenzwinkernden Anwendung einer Stimmungsmalerei in Kontrast treten…"
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Samstag, 5. März 2011
Lichtspielmusik II - 19.30 Uhr
Fritz Lang | Metropolis
rekonstruierte Fassung 2010
Mit der Musik von Martin Matalon für 16 Musiker und Elektronik [UA der Neufassung]
Ensemble Modern
François Xavier Roth, Dirigent
Metropolis ist der erste Film überhaupt, der ins Welterbe der UNESCO aufgenommen wurde. Der expressionistische Stummfilm, 1925/27 von Fritz Lang gedreht, zeigt das Leben in einer futuristischen Großstadt mit ausgeprägter Zweiklassengesellschaft und gilt als Ikone der Filmgeschichte. Die am 10. Januar 1927 präsentierte, fast dreistündige Premierenfassung fiel bei Kritikern und Publikum durch, weshalb nach einigen Monaten eine verkürzte Version in Deutschland neu anlief. Etwa ein Viertel des Originals wurde vernichtet. Seit 1961 wurden mehrfach Versuche unternommen, die Originalfassung wiederherzustellen, doch erst in der Rekonstruktion von 2001 vertraten Standbilder und Kommentartexte das noch immer fehlende Material. Erst dank einer 2008 in Buenos Aires gefundenen Kopie gelang es, die früheren Lücken weitgehend zu füllen. Die restaurierte Fassung der Murnau-Stiftung feierte am 12. Februar 2010 ihre umjubelte Premiere bei der Berlinale in Berlin. Der argentinische Komponist Martin Matalón hat 1995 im Auftrag des IRCAM Paris eine neue Filmmusik zu Metropolis komponiert. Entstanden ist eine äußerst farbige, die Nähe zum Jazz nicht verleugnende Musik, die die rhythmische Struktur des Films nutzt, um ein kontrapunktisches Netz zwischen Bildern und Klängen zu knüpfen. Nun hat er sich mit dem Film in der bisher vollständigsten und neu rekonstruierten Fassung auseinandergesetzt.
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Die Orginalmusik von Martin Matalon für „Metropolis“ wurde vom IRCAM-Centre Pompidou Paris in Auftrag gegeben. Die Adaption der Partitur für die Film-Fassung von 2010 erfolgte im Auftrag des Ensemble Modern mit freundlicher Unterstützung durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und wurde in Koproduktion mit GRAME centre national de création musicale, Lyon realisiert. Realisation der elektronischen Zuspielung IRCAM / GRAME: Christophe de Coudenhove, Atau Tanaka, Max Bruckert
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Donnerstag, 10. März 2011
Lichtspielmusik III - 19.30 Uhr

Experimentelle und surrealistische Stummfilme der 20er Jahre
von Walter Ruttmann, Hans Richter, Oskar Fischinger, László Moholy-Nagy, Luis Buñuel/Salvador Dali und René Clair mit Musik von Oliver Frick, Friedrich Schenker [UA], Ludger Brümmer, Clemens Gadenstätter [UA], Sven-Ingo Koch,Carola Bauckholt, Caspar Johannes Walter, Iris ter Schiphorst,Georg Katzer und Erik Satie

In Kooperation mit der ARGEkultur Salzburg

ensemble ascolta
Vicente Larrañaga, Dirigent
Als ernstzunehmende Kunst galt der Film in seinen Jugendjahren nicht, eher als technische Kuriosität, die auf die Jahrmärkte gehörte, nicht in die Tempel der Hochkultur. Das änderte sich erst in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg. Die avantgardistischen Künstler jener Zeit erkannten das Potential, welches das neue Medium barg, und erprobten die Möglichkeiten des Films im Kontext der damals aktuellen Strömungen - Kubismus und Konstruktivismus, Dadaismus und Surrealismus. Der stumme Film als eine visuelle, sich in der Zeit entfaltende Kunst brachte Erfahrungen der Malerei und der Musik gleichsam zur Synthese. Die Schöpfer der Experimentalfilme waren selten genuine Filmemacher, dafür oft bildende Künstler mit einer ausgeprägten Beziehung zur Musik. So stellte denn der Filmkritiker Hans Feld 1928 fest: "Die moderne Musik gehört ins moderne Lichtspielhaus. Beide ergänzen einander: Der Film von heute und die Musik von heute." In diesem Sinne zu verstehen ist das Projekt des Ensemble ascolta, für alte Filme neue Musik schreiben zu lassen und damit zu den eindrucksvollen Filmvorlagen musikalische Gegengewichte zu schaffen, durch die Visuelles und Akustisches in Dialog oder gar Wettstreit treten können
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Le chien andalou (Luis Buñuel/Salvador Dali)
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Samstag, 12. März 2011
Lichtspielmusik IV - 16.00 Uhr

Die Abenteuer des Prinzen Achmed
Silhouettenfilm von Lotte Reininger
Mit der Musik von Wolfgang Zeller in der Bearbeitung von Jens Schubbe

In Kooperation mit der ARGEkultur Salzburg

oenm . oesterreichisches ensemble für neue musik
Andrea Pestalozza, Dirigent
Es war einmal ein reicher Bankier, der nicht nur das Geld, sondern auch die Künste liebte. Eines Tages traf er auf ein junges Mädchen, das von Märchen, Theater und Film besessen war und von Kindesbeinen an die Kunst des Scherenschnitts beherrschte. Es träumte davon, ihren Silhouetten nicht nur in einem kleinen Schattentheater, sondern auf der großen Leinwand Leben einzuhauchen. Der Bankier erfüllte ihren Wunsch und stellte Geld, viel Geld zur Verfügung und so konnten das Mädchen und seine Freunde im Laufe von drei Jahren aus Hunderttausenden von einzelnen Scherenschnitten einen märchenhaften Film herstellen. Die Geschichtsschreiber sollten später vermerken, dass dies der erste abendfüllende Animationsfilm der Filmgeschichte sei…
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Donnerstag, 17. März 2011
Lichtspielmusik - 21.00 Uhr
Das Cabinet des Dr. Caligari
Mit Live-Musik von Thierry Zaboitzeff [ÖEA]
Thierry Zaboitzeff: Komposition, Cello, Bass, Gitarren, Keyboards, Perkussion, Vocals, Samples, Computer
In einer kleinen nordwestdeutschen Stadt namens Holstenwall findet eines Tages ein Jahrmarkt mit allerlei Attraktionen statt. Der zwielichtige Schausteller Dr. Caligari, der den Somnambulen Cesare zur Schau stellen möchte, wird bei der Beschaffung seiner Lizenz von einem Beamten von oben herab behandelt. Am nächsten Morgen wird dieser ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Dies ist der Beginn einer mysteriösen Mordserie, die die Stadt in Angst und Schrecken versetzt...

Thierry Zaboitzeff
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Samstag, 19. März 2011
Sonderveranstaltung - 22.00 Uhr
Sina Moser, "Simon S. goes Hollywood oder das Genie Simon Stampfer" (DE, 2011)
Filmpremiere

In Zusammenarbeit mit dem Filmkunsthaus Das Kino Salzburg.
Sina Moser, Idee/Kamera/Schnitt
B.O.A. Filmkunst München, Tonbearbeitung
mit Otto Beck, Franz Schlager, Juliane Miloletzky, Helmut Heuberger, Christian Strasser

Porträt über den fast vergessenen österreichischen Physiker, Mathematiker und Filmpionier Simon Stampfer, der im Jahr 1833 die stroboskopische Scheibe erfindet. Der Film erzählt von der steilen Karriere Stampfers, der vom Hirtenbub zum Professor am k.k Polytechnischen Instistut (heutige Technische Universität) in Wien avanciert. Als Otto Beck ein Lehrer und Maler auf die Scheibe stößt, bringt er unermüdlich die Nachbildwirkung und den stroboskopischen Effekt Schülern und Erwachsenen näher. Skizzenhaft werden Herkunft Stampfers und einige seiner Erfindungen, die bis auf den heutigen Tag ihre Bedeutung nicht verloren haben nachgezeichnet, wie zum Beispiel die Erfindung des Optometers ...

„Stampfer und Plateau konnten nicht erahnen, welch großer Industriezweig die Kinematografie einmal werden sollte“

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Sonntag, 20. März 2011
Lichtspielmusik V - 19.30 Uhr
Nosferatu – eine Symphonie des Grauens
von Friedrich Wilhelm Murnau
Mit der Musik von José Maria Sanchez-Verdú 
oenm . oesterreichisches ensemble für neue musik
José Maria Sánchez-Verdú, Dirigent
NN, Stimmen
Nosferatu, 1922 von Friedrich Wilhelm Murnau gedreht, ist der erste Vampirfilm der Geschichte und prägend für das Genre. Der hier geschilderte Einbruch des Dämonischen in die bürgerliche Idylle ist lesbar als ein Spiegel der kollektiven Ängste in den frühen Jahren der Weimarer Republik. Von seinen alptraumhaften Visionen geht noch immer eine verstörende Wirkung aus. Rund zwei Dutzend Verfilmungen des Dracula-Stoffes sind seither entstanden - so drehte Werner Herzog mit Klaus Kinski seinen zwischen Hommage und Remake oszillierenden Nosferatu, Elias Merhige ein fiktives Making-of - doch Murnaus Film ist und bleibt einer der besten. Der spanische Komponist José Maria Sánchez-Verdú greift verfremdete Bruchteile der Original-Musik Hans Erdmanns auf. Traditionelle Mittel filmischen Komponierens gewinnen bei Sánchez-Verdú ein Eigenleben jenseits gewohnter Muster, seine Musik erschließt die psychologischen Dimensionen des Films und lässt die Bilder-Symphonie Murnaus durch eine zeitgenössische Klangsprache neu und unmittelbar wirken.
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Donnerstag, 24. März 2011
Lichtspielmusik VI - 22.00 Uhr
Polaroids | von Bernhard Braunstein
Mit der Musik von Manuel de Roo [UA]

Mit Unterstützung des SKE-Fonds
Ein spannendes Projekt zweier Salzburger Künstler: Bernhard Braunstein filmt den langsamen Entwicklungsprozess von Polaroids mit einer Videokamera ab: Ein magischer Prozess beginnt, diffuses Grau wandelt sich zu einem farbigen Bild, einem lebenden, wachsenden Bild. Manuel de Roo macht Musik dazu. Den wachsenden Bildern werden sterbende Töne entgegengestellt; Das Verklingen wird zum Motiv. Ein Versuch, die Erfahrung des Hörsinns im Vergehen von einzelnen Tönen und komplexeren Klängen anzuregen.
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Samstag, 26. März 2011
Lichtspielmusik VII - 19.30 Uhr
Hanns Eisler – Musik für den Film
Filme von Joris Ivens, Charlie Chaplin und Frontier Films
Mit den Musiken von Hanns Eisler
KNM – Kammerensemble Neue Musik Berlin
Roland Kluttig, Dirigent
Dass Hanns Eisler sich nicht nur mit politisch engagierter Musik und als kongenialer Mitarbeiter Bertolt Brechts hervorgetan, sondern etwa auch im Bereich der Filmmusik von früh an gewirkt und innovative und kritische Impulse gegeben hat, ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass dies insbesondere im Rahmen eines Forschungsprojekts geschah, das der Komponist im amerikanischen Exil von 1940 bis 1942 durchführte. Die Mittel dazu hatte er als Professor für Musik an der New Yorker New School for Social Research von der Rockefeller Foundation erhalten. Ein Hauptinteresse des Projekts war es, das filmische Potential der neuen Musik auszuloten, doch ging die Blickrichtung auch auf generelle dramaturgische und ästhetische Fragen sowie die prinzipielle Beziehung von Film und Musik. Das KNM Berlin und Roland Kluttig haben sich intensiv mit dem filmmusikalischen Werk Eislers auseinandergesetzt und stellen die Werke zweifach, nicht nur im filmischen Kontext, sondern auch in konzertanter Form als kammermusikalische Meisterwerke vor.
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